Ich begleite das Projekt seit Beginn an.
Als stellvertretender Leiter des IREM bin ich für die Teilprojektleitung zuständig. Das beinhaltet die Projektaufgaben und Arbeitspakete, die im Konsortium dem IREM zugeteilt wurden.
Als Professor für Wirtschaftsinformatik beschäftige ich mich quasi hauptberuflich mit Fragestellungen der Digitalisierung und mit digitalen Innovationen. Soziotechnische Systeme, also das Zusammenspiel von Mensch, Organisation und Technik zu verstehen und zu gestalten, fasziniert mich immer wieder. Das PPZ und die dort zusammenkommenden Akteure bieten ein hervorragendes Umfeld, um interdisziplinär und interprofessionell, wissenschaftlich und praktisch Digitalisierung und digitale Innovationen in der Pflege zu ergründen und zu gestalten.
Der Megatrend Digitalisierung wird auch die Zukunft der Pflege maßgeblich mitbestimmen. Einen Beitrag zur Entwicklung dieses gesellschaftlich so wichtigen Bereichs zu leisten, motiviert mich persönlich sehr.
Die Akzeptanz einer neuen Technologie ist in meinen Augen eine conditio sine qua non, eine notwendige, wenn auch nicht hinreichende Bedingung erfolgreicher, technologiebasierter Innovationen. Die Akzeptanz einer neuen Technologie hängt dabei maßgeblich davon ab, wie gut sie sich mit dem sozialen und organisatorischen Umfeld verbindet, in dem sie eingeführt bzw. implementiert wird. Akzeptanz entsteht vor allem dann, wenn das Zusammenspiel zwischen Mensch, Organisationsstruktur und Technologie und damit das soziotechnische System an sich als wertvoll i. S. v. nutzen- bzw. sinnstiftend und widerspruchsfrei empfunden wird.
Die Implementierung einer neuen Technologie bedeutet also i. d. R., das bestehende soziotechnische System zu verändern. Die Technologie ist dabei Auslöser der Veränderung, nicht jedoch die einzige Stellschraube zur Herstellung von Akzeptanz.
Da ich vor 15 Jahren selbst erfolgreich ein IT-Unternehmen gegründet habe und einige Jahre aktives Mitglied der Startup-Szene war, kann ich hier meine eigenen Erfahrungen weitergeben. Viele Gründer:innen von IT-Startups haben einen (informations-)technisch-orientierten Ausbildungs- und Berufshintergrund – in Gründungsteams meist gekoppelt mit betriebswirtschaftlichem Know-how. Kernkompetenz und Leidenschaft sind damit stark technologie- und entwicklungsfokussiert, was absolut in Ordnung ist. Allerdings kommt dabei manchmal die Bedeutung des Domänenwissens – damit meine ich das tiefergehende Verständnis der branchenspezifischen Strukturen, Prozesse und Kulturen, für die man technische Lösungen entwickeln möchte – etwas zu kurz. Im schlimmsten Fall führt das zu Fehleinschätzungen und Fehlentwicklungen, die am eigentlichen Bedarf vorbeigehen oder auf Akzeptanz- und weitere Implementierungshürden stoßen, die dann mehr Zeit und Geld kosten als ursprünglich geplant. Deshalb empfehle ich gerade technologieorientierten Gründer:innen, darauf ein besonderes Augenmerk zu legen und möglichst früh einen engen und vertrauensvollen Kontakt zu ihren zukünftigen Nutzer- und Zielgruppen herzustellen. Eine wichtige Kompetenz von Gründer:innen ist es, neugierig und aufmerksam zuzuhören, die richtigen Fragen zu stellen, die gegebenen Antworten zu reflektieren und somit das empfangene Domänenwissen mit der eigenen technischen Kompetenz zu verbinden. Aus meiner Sicht ist das der beste Weg, um aus Produkten echte Lösungen und aus theoretischen Innovationspotenzialen erfolgreiche Innovationen zu machen.