PPZ - Pflegepraxiszentrum Nürnberg | Schwab Sophie
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Fragen an Frau Sophie Schwab

In welcher Funktion unterstützen Sie das PPZ? Für welchen thematischen Bereich stehen Sie? 

Als Mitglied im ELSI+ Board vertrete ich die Perspektive der Gesetzlichen Krankenkassen und der Sozialen Pflegeversicherung und ihrer Versicherten.

 

 

 

Was treibt Sie an, was motiviert Sie im ELSI+ Board des PPZ-Nürnberg mitzuwirken?

In der Pflege gibt es viele Vorbehalte gegen die Digitalisierung. Die Pflege lebt von der menschlichen Zuwendung. Das soll auch so bleiben. Deshalb sollten digitale Innovationen entwickelt werden, die die Pflegekräfte und die pflegenden Angehörigen unterstützen und sie entlasten. Es ist sehr spannend, neue Entwicklungen und Innovationen in einem frühen Stadium kennenzulernen und ihre Testung in der praktischen Anwendung zu begleiten.

 

 

Welchen Ratschlag würden Sie Gründer:innen im Bereich Digital Care mit auf den Weg geben?

Geht zu den Menschen, den Professionals und den Institutionen, lernt den Pflegealltag und die damit verbundenen Herausforderungen kennen und entwickelt gemeinsam mit den Beteiligten die passenden technischen Lösungen.

 

 

 

 

 

Was ist in Ihren Augen der größte Mehrwert, wenn es um den Einsatz von Technologien in der Pflege geht

Neue Technologien in der Pflege müssen alltagstauglich sein, d. h. einfach zu handhaben, sicher in der Anwendung und effektiv bei der Entlastung von Pflegekräften sowie von An- und Zugehörigen. Im Vordergrund stehen m. E. die Entlastung von körperlich anstrengender Arbeit und zeitaufwändiger Tätigkeiten bei pflegerischen Maßnahmen sowie bei der Bürokratie und die (digitale) Vernetzung aller Beteiligten im Pflegeprozess.

 

 

Wenn Sie Gesundheitsminister:in wären, welche Maßnahme würden Sie im Sinne der Pflege als Erstes umsetzen?

Aktuell stehen Reformen zur nachhaltigen Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung und ebenso der sozialen Pflegeversicherung ganz oben auf der Agenda. Nur wenn diese gesichert sind, können die Pflegebedürftigen in stationären Einrichtungen bei der Höhe der Eigenanteile (EEE) entlastet werden. Das ist dringend geboten, da aktuell deutlich mehr als ein Drittel der Betroffenen auf Hilfe zur Pflege (Sozialhilfe) angewiesen sind. Organisiert werden könnte dies u. a. durch eine verlässliche und signifikante Beteiligung des Bundes und der Länder an den Investitionskosten sowie durch eine Begrenzung der EEE im Sinne eines sogenannten Sockel-Spitze-Tausches.

Im Hinblick auf den demographischen Wandel, der mit einer weiteren Verschärfung des Fachkräftemangels einhergeht, sollten ressourcenschonende Strukturen und Settings ausgebaut werden. Hierbei ist insbesondere an die Stärkung des ambulanten Sektors und der häuslichen Pflege zu denken, z. B. die Entlastung von pflegenden An- und Zugehörigen sowie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf. Nur so werden wir künftig junge Menschen für die Pflege gewinnen und begeistern können.

Unser Gesundheitssystem schaut aktuell immer noch zu sehr auf den einzelnen Leistungserbringer, anstatt ein Pflegesetting im Sinne einer Prozesskette zu gestalten. Pflegepolitik muss mehr als Pflegeversicherung sein. Deshalb sollte Pflege im Sozialraum bzw. der Kommune gestaltet und eine integrierte Gesundheitsversorgung in der Pflege organisiert werden. Dafür müssen die soziale Pflegeversicherung, der öffentliche Gesundheitsdienst und die Akteurinnen und Akteure in der professionellen wie informellen Pflege viel stärker vernetzt werden.

Die Koordination dieser Arbeit unter Einbindung des Menschen mit Pflegebedarf und deren An- und Zugehörigen kann nur durch den Brückenschlag zur Digitalisierung gelingen. Wir sollten die Chancen, die digitale und technische Innovationen bieten, besser nutzen, um erfolgreich eine regionale Sorgekultur zu etablieren und im Sinne von „Age-friendly Cities and Communities“ (AfC im Sinne der WHO) zu gestalten.

 

 

 

 

 

Vielen Dank