PPZ - Pflegepraxiszentrum Nürnberg | König Jutta
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Fragen an Frau Jutta König

In welcher Funktion unterstützen Sie das PPZ? Für welchen thematischen Bereich stehen Sie? 

Ich freue mich, als Kennerin der Pflegepraxis im ELSI+ Board dabei sein zu dürfen. Gerne liefere ich mit meinem Know-How und meiner Erfahrung aus vielen Jahren Pflege entsprechenden Input.

Was treibt Sie an, was motiviert Sie im ELSI+ Board des PPZ-Nürnberg mitzuwirken?

Ich sehe die Arbeit des ELSI+ Board als Bereicherung für die gesamte Pflegelandschaft und würde mir wünschen, dass der eingeschlagene Weg noch sehr lange fortgeführt werden kann.

Wenn ich mit meiner Erfahrung und meinen Ideen einen kleinen Teil beitragen kann, ist dies mein Mehrwert.

Welchen Ratschlag würden Sie Gründer:innen im Bereich Digital Care mit auf den Weg geben?

Frei denken, ohne Grenzen denken, sich von althergebrachten Konventionen nicht stoppen lassen.

Was ist in Ihren Augen der größte Mehrwert, wenn es um den Einsatz von Technologien in der Pflege geht

Aus meiner Sicht sparen innovative technologische Unterstützungssysteme, wie AAL oder KI, Zeit. Bestimmte Routinen kann die Technologie abnehmen. Technologien können zudem das Leben der pflegebedürftigen und/oder kranken Menschen wie auch der Pflegenden leichter und sicherer machen. Technologie ist aus meiner Sicht die einzige Zukunft im Hinblick auf den sich weiter zuspitzenden Fachkraftmangel.

Wenn Sie Gesundheitsminister:in wären, welche Maßnahme würden Sie im Sinne der Pflege als Erstes umsetzen?

  • Die unsinnige Finanzierung der Pflegeversicherung aufgeben und mindestens die Höhe des Verteidigungsetats in die Pflege investieren. Wir sehen es in den nordischen Ländern, die teilweise 4% ihres Bruttoinlandprodukts in die Pflege investieren.
  • Die unerträglichen Entgelt“verhandlungen“ der Leistungserbringer mit den Pflegekassen beenden und freier Marktwirtschaft Einzug halten lassen.
  • Steigerung der Förderungen digitaler und technologischer Unterstützungssysteme
  • Beendigung der Fallpauschalen in den Krankenhäusern
  • Veränderung der Bezahlungspraxis von Physio-Ergo-Logopädie
  • Verordnungen dürfen nicht mehr nur durch Ärzte möglich sein

Wie innovativ sind Pflegeinnovationen wirklich?

Das kommt darauf an. Es gibt tolle Errungenschaften. Mein Favorit ist die Bewegungserfassung. Hiermit kann man erkennen, wann ein Mensch seine aktiven und passiven Phasen am Tag hat und das Angebot an Pflege und Betreuung darauf ausrichten. Zudem dient die Bewegungserfassung dazu, Veränderungen bei Klientinnen und Klienten schneller zu erkennen. Diese Personen haben und behalten  ihre eigenen Lebensrhythmen, das Umfeld kann sich dementsprechend anpassen. Dies bricht natürlich auch alt hergebrachte Strukturen in Heimen auf, wie z. B. feste Essenszeiten.

Welche ethischen und gesellschaftlichen Herausforderungen sehen Sie bei der Digitalisierung in der Pflege?

Vielen macht das Wort „Digitalisierung“ ein Stück weit Angst. Technologie wird oftmals gleichgesetzt mit „Robotik“. Hier bedarf es mehr Aufklärung über den Sinn, Zweck und Nutzen sowie die Grenzen der Technologie. In Island hat niemand ein Problem damit, sich namentlich in eine Datenbank eintragen zu lassen. Hier in Deutschland schreit man sofort nach dem Datenschutz, mit der Doppelmoral, zeitgleich in allen sozialen Medien zu posten.

Die Digitalisierung wird und darf nicht aufgehalten werden. Es bedarf jedoch eines sensiblen Umgangs mit der Frage der Verwendung von Daten und Zustimmung von Personen.

In der Frage der Digitalisierung darf nicht der Kommerz an erster Stelle stehen, sondern die sinnhafte Verknüpfung verschiedenster Datenquellen. Das Desaster mit der Erfassung von Impfstatus und Infektion in den letzten Jahren zeigt, ohne Digitalisierung geht es langsam und unsicher zu.

Vielen Dank