PPZ - Pflegepraxiszentrum Nürnberg | myo – Ein Erfahrungsbericht aus dem NürnbergStift
16245
post-template-default,single,single-post,postid-16245,single-format-standard,ajax_fade,page_not_loaded,,qode-title-hidden,hide_top_bar_on_mobile_header,qode-theme-ver-16.9,qode-theme-bridge,disabled_footer_top,qode_header_in_grid,wpb-js-composer js-comp-ver-5.5.5,vc_responsive

myo – Ein Erfahrungsbericht aus dem NürnbergStift

Ein neues Kommunikationsangebot im Seniorenheim – wie eine App die Verbindung zwischen Bewohnenden, ihren Angehörigen und den Mitarbeitenden unterstützen und vielschichtiger gestalten kann

Das Pflegepraxiszentrum (PPZ) Nürnberg beschloss 2019 eine neue Kommunikationsform für die Pflege zu erproben – die myo-App. Mit Hilfe der datenschutzkonformen App können Pflege- und Betreuungskräfte Angehörigen Fotos, Videos, Text- oder Sprachnachrichten von ihren Lieben zusenden. So können diese am Alltag der Bewohnerinnen und Bewohner jederzeit teilnehmen und auch Botschaften zurücksenden. Das NürnbergStift, Träger der kommunalen Altenpflege in Nürnberg und zugleich Konsortialführer im PPZ Nürnberg, führte die App zur Erprobung in zwei seiner Einrichtungen für jeweils einen Pflegebereich und in der angegliederten Praxis für Ergotherapie ein. Das Hauptaugenmerk der wissenschaftlichen Begleitung lag auf Fragen zur Usability und User-Experience, möglichen Auswirkungen auf die Kommunikation zwischen allen Beteiligten sowie den Herausforderungen einer solchen Implementierung. Die Erprobung wurde im Januar 2020 abgeschlossen. Die wissenschaftlichen Ergebnisse werden durch die PPZ-Partner, dem Forschungsinstitut IDC der Wilhelm-Löhe-Hochschule und dem Institut für Rettungswesen, Notfall- und Katastrophenmanagement der Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt veröffentlicht.

Aus den Erfahrungen heraus, die wir während der Erprobungszeit in der Praxis sammeln konnten, lässt sich zusammenfassend sagen, dass eine erfolgreiche Implementierung maßgeblich von dem zu erwartenden und tatsächlichen Nutzen der Technologie, der reibungslosen Bereitstellung der Technik und deren praktischer Handhabung sowie der Verfügbarkeit eines Ansprechpartners für Hilfestellungen bei Problemen beeinflusst wird. So gaben z.B. diejenigen Angehörigen, die nicht an der Erprobung der App teilnehmen wollten überwiegend an, dass der persönliche Nutzen vermutlich nicht groß genug sei, da man oft zu Besuch komme oder die notwendige Technik, wie Smartphone oder eine E-Mailadresse nicht vorhanden wären. Trotz dieser und anderer Herausforderungen wurde das neue Kommunikationsangebot jedoch von denjenigen, die an der Studie teilgenommen haben, gerne genutzt und auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berichteten von positiven Erlebnissen: „Wir haben neben den Fotos auch die Möglichkeit kleine Videos zu drehen oder Sprachnachrichten zu senden. Alles ist authentisch und die Familie kann selbst bestimmen, wer die Nachrichten lesen kann. Antworten können die Angehörigen dann per Kommentar. Unsere Bewohner freuen sich immer riesig, wenn wir ihnen dann die Rückmeldungen der Familie vorlesen“, erzählte Marina Skowronek, Musikgeragogin und Mitarbeiterin der Sozialen Betreuung.

Der Nutzen für die Angehörigen wurde kurze Zeit später durch die Covid-19 Pandemie und des damit einhergehenden Besuchsverbots offensichtlich. Die veränderte Situation in den stationären Alten- und Pflegeinrichtungen stellte auch unsere Bewohnenden, ihre Angehörigen und die Belegschaft des NürnbergStift vor große Herausforderungen und Belastungssituationen. Von heute auf morgen war es Angehörigen nicht mehr möglich ihre Familienmitglieder im Pflegeheim zu besuchen. Vor allem die Bewohnenden selbst, die Besuche vermissten und von sich aus oft keinen Kontakt über das Telefon halten konnten, traf dies sehr hart. Vor diesem Hintergrund beschloss das NürnbergStift, das Angebot der Kommunikations-App auf alle seine Häuser auszurollen. Gemeinsam mit den Betreuungskräften in den Einrichtungen, dem Pflegepraxiszentrum Nürnberg und dem Bündnis für Familie der Stadt Nürnberg wurde in kurzer Zeit dieser Kommunikationskanal geöffnet. Das interdisziplinäre Team übernahm die Information der Angehörigen, die Implementierung der Apps auf den Endgeräten, die Schulung der Mitarbeitenden und das Anlegen der Nutzer-Accounts im Managementtool von myo. In den vielen Telefonaten mit Angehörigen wurde eine Dankbarkeit über dieses neue Angebot klar deutlich.

Gerade in Zeiten der Isolation wurde durch die Implementierung der App eine vertrauensvolle Kommunikation mit ganz neuen Facetten ermöglicht. Die liebevolle Arbeit der Mitarbeitenden im NürnbergStift konnte durch oftmals sehr berührende Bild- und Videonachrichten transparent gemacht werden. Gleichzeitig wussten die Angehörigen, dass ihre Familienangehörigen gut aufgehoben sind und alles für eine optimale und menschenwürdige Versorgung getan wird. Die Mitarbeitenden erhielten gerade in diesen schweren Zeiten motivierende Anerkennung seitens der Familien.

Aktuell lockern sich die Besuchsbeschränkungen und ein persönlicher Kontakt ist wieder möglich. Aufgrund der vielschichtig positiven Erfahrungen in der praktischen Anwendung der Kommunikations-App wird das NürnbergStift seinen Angehörigen myo weiterhin anbieten. Die Mitarbeitenden, Bewohnenden und deren Angehörige sind gemeinsam auf dem Weg, solche innovativen Angebote anzunehmen und aktiv in ihren Alltag zu integrieren, da sie für sich den Nutzen und die vielschichtigen Möglichkeiten erkannt und erfahren haben. Für die Zukunft gilt es, weitere Bedarfe aller Stakeholder transparent zu machen und praxisnahe digitale Lösungen in Zusammenarbeit zwischen Entwicklern und Praxis zu generieren.

Jacqueline Schroll-Würdig
Projektmanagerin NürnbergStift/Pflegepraxiszentrum Nürnberg

 

Bilder mit freundlicher Genehmigung durch den Bewohner. Ausflug zum Flughafen Nürnberg und Motorenmuseum.